Paolo Grassi | Kunstbulletin

Defining Paolo Grassi's activity, born in Locarno (Italian Swiss) in 1959, proprietor of a graphic study since 1982, means searching for the most diverse and original expressive forms of his graphic activity in a commercial ambient to that of photographer and designer.

In 2000 - 2001, he projected and constructed "Casa Lili" atelier and home of which he personally undertook the architectural and furnishing, of the living quarters and the professional activity.
This experience marks a fundamental moment along his creative voyage, directed above all to the design of object stretched to the boundaries of art and photography.

Minimizing, severity in forms and shapes and originality in the choice of materials are the main characteristic of his creations. After extensive experimenting in the field of design during 2007, Paolo Grassi brought to light his endless work of art titled From “0” to ∞, a work made of intervention both concrete and abstract or immaterial, completely different one from another, for whereabouts, localization, context, shape and material. Each of these single artistic elements are given progressive numbers commencing from "Zero" (0 ...) initial.

Mission Statement

Von Null bis unendlich

Zahlen, die aufeinander folgen, kolonisieren, leicht und schüchtern, Orte, Gebäude, Plätze, Räume… jenes „unendliche Werk“, das Paolo Grassi Tag für Tag entwickelt und dabei die Zeit entrollt, mit großer Schlichtheit, aber auch einem Hauch Ironie.

Der Künstler integriert sich selbst in einen numerischen Scan, der, Einheit um Einheit, Form annimmt und selbst zu einem Kunstwerk wird, in einer Logik der puren Ausdrucksform, gefiltert vom menschlichen Geist, der sie für die von ihr umspülten Orte modelliert. Mit ihrer Konzeption und ihrem Werden zeigt sich diese Ausdrucksform in Fragmenten, wirft Fragen auf und schwebt zwischen den endlichen, abgeschlossenen Zahlen der Vergangenheit und den möglichen der Zukunft. Und ebenso wie man zurückblickend einen Anfangspunkt erwartet, eine Zahl „0“, ist auf der anderen Seite sofort klar, dass die Poesie von Grassi keine Grenzen kennen kann.

Kein Geschehnis, keine Tat kann den Verlauf dieser Erzählung unterbrechen. Sie kann vorübergehend harren, überflutet von Lärm oder Stille, aber sie wird immer die Kraft haben, sich fortzusetzen, Einheit um Einheit zu erobern, mit einer Beharrlichkeit, die kein Zögern kennt, sondern nur temporäres Aussetzen und Warten.

Besonders vielsagend ist daran, dass die ganze Abfolge dieses Projekts bereits an sich voll und vollkommen ist (in seiner Unendlichkeit…), sich aber nur mit dem Zutun des Menschen und Künstlers offenbaren kann, der sie – ohne einen Schritt auszulassen – in der Zeit und an den Orten platziert, die ihr bestimmt sind. Und so werden die kleinen, numerischen Intervalle, die auch weit voneinander entfernte Orte tüpfeln, zu Stationen einer Strecke, die überraschen und bei jenen, die sich ihnen zufällig nähern, Neugier wecken und die Fantasie anregen. Der lange Gedankengang des Künstlers legt sich, oftmals unter Verwicklung anderer Personen in eine komplexe Performance, über die verschiedensten Materialien und transferiert diese „im Werden befindlichen Figuren und Zahlen“ auf die Fassade eines Hauses, auf eine Werkhalle, auf die verschiedenen Bauten eines Stadtviertels oder, ganz einfach, auf einen transparenten Bogen, der all diese Präsenzen, die physisch greifbar und gleichzeitig absolut und virtuell sind, umschließt, ohne jemals zu zerstören. Indem sie Form annehmen (mitunter auch dreidimensionale), dringen sie in unsere Welt ein und werden zum festen Bestandteil dieser. Und damit regen sie eine Überlegung an, die wir normalerweise zu vermeiden suchen, nämlich, dass jede Zahl, ebenso wie jeder von uns, ein Übergangselement ist, ein Glied der langen Kette, die ins Unendliche führt.

Luigi Cavadini